Das sexuelle Bewußtsein schläft nicht

Ein Beitrag unseres ehemaligen Teammitglieds Mara Morgen

Die paradoxe Dynamik von Sehnsucht und triebhaftem Drängen – Gedankenahrung

Wusstest du, dass dein Bewusstsein niemals schläft? Nein, nicht dein Unterbewusstsein, sondern eines, das du bisher vielleicht noch nicht als solches wahrgenommen hast: dein sexuelles Bewusstsein – the erotic mind. Jack Morin, Paar und Sexualtherapeut aus USA und Autor des gleichnamigen Buches, definiert Erotik als „das Zusammenspiel von sexueller Erregung und den Herausforderungen des Lebens und der Liebe“. Mit dieser Perspektive findet sich plötzlich unser Sein und Alles, Welt und Wunder, Lust und Leid, Alltag und Ekstase in unseren Betten wieder. Und nicht nur das: Die Welt scheint plötzlich unser Bett und Heim zu sein, das mal kuschlig-gemütlich, verunsichernd und beängstigend oder lichtdurchflutet und einladend auf uns, unsere Liebsten und Gäste wirkt.

Das sexuelle Bewusstsein lebt,
genährt durch unsere Erfahrungen und Einflüsse

Durch evolutionäre Re-Arrangements von Körper und Geist, durch einen sich stetig in Bewegung befindlichen universalen Prozess, ein ständiges Eigenleben – mal mit, mal scheinbar gegen uns. Fühlst du dich durch dein gelebtes, geträumtes oder heimlich phantasiertes sexuelles Sein bereichert und gestärkt oder eher gelangweilt, eingeschüchtert, blockiert oder beschämt? Höchstwahrscheinlich beides, denn das Leben hält Schweres wie Leichtes für uns bereit.
Und so zeigt sich uns Eros scheinbar unberechenbar.
Wie die Wettervorhersage der kommenden 14 Tage, könnte man meinen.

Das Bewusstsein läßt sich jedoch schärfen, das Spüren sich verfeinern.

Lassen wir einen Dialog entstehen, mit unserem erotischen Bewusstsein und dem Bewusstsein der Welt, das sich Gehör verschaffen möchte und nach Ausdruck sucht. Blicken wir der Realität, und damit auch dem Gewesenen, unserer fantastischen Imagination und unserem gegenwärtigen wie zukünftigen Wachstumsimpuls ins Auge. Finden wir die Kraft, die wir in uns selbst, als unverrückbarem Lot in diesem ständigen Fluss, schenken können.
Morin hat erforscht, dass unsere, nicht nur sexuellen, Gipfelerfahrungen uns zeitweise zu Maslowschen Selbstverwirklichern werden lassen: Voll präsent drücken wir mit großer Leichtigkeit und völlig unbefangen unser wahres Selbst aus. Dankbar, empathisch, in ganzer Lebendigkeit. Nicht produktiv, aber bereichernd und manchmal gar lebensverändernd.

Unser sexuelles Bewusstsein, mit all seinen ungelösten Konflikten, Streitigkeiten und Hindernissen, hält also einiges für uns bereit, wenn WIR bereit sind, es mehr und mehr mit unserem alltäglichen Leben zu versöhnen. Die paradoxe Dynamik von Sehnsucht und triebhaftem Drängen, die uns von Anbeginn unserer Zeugung begleitet, anzuerkennen, lässt uns unsere Tiefen aufmerksam erkennen und ermöglicht uns, unbefangen und kreativ mit ihnen umzugehen und an ihnen zu wachsen. Und die Welt ein klein wenig besser verstehen.

Ich möchte in mir Kapazitäten und Raum schaffen, um für diese Freiheit dankbar zu sein und auch für die Freiheit, mir meine Freiheit zu nehmen – und davon anderen etwas abzugeben, die diese Möglichkeit nicht haben.

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