Blaue Flecken einer Pro-Domme

Ich arbeite als Domina und Bizarrlady. Das heißt, ich biete dominante/aktive/sadistische (erotische) Services als Dienstleistung in meinen Sessions an und verdiene mir damit meinen Lebensunterhalt.

Ich bin aber auch ein Mensch mit meiner eigenen individuellen Kombination aus sexuellen Fantasien und Vorlieben. Die Dienstleistungen, die ich anbiete, machen mir Spaß, machen mich an und gehören zum Teil auch in den Blumenstrauß an Sachen, die ich privat mache und sind Teil meiner persönlichen Sexualität.

Andersherum gibt es aber auch Vieles, was ich im Privaten auslebe, aber nicht in meinen Sessions anbiete. Ich bin Switch, habe auch eine masochistische, devote, bratty Seite, liebe es mich hinzugeben, zu gehorchen, benutzt zu werden. Es gibt Sessions, in denen ich gern 1 zu 1 den Platz meiner Gäste einnehmen würde. (Obwohl die Vorstellung, von mir selbst dominiert zu werden, etwas creepy ist, aber jetzt schweife ich ab…)

Seit ich als Pro-Domme arbeite, lebe ich z.B. meinen Masochismus viel seltener aus. Gerade in der Anfangszeit habe ich mir oft Gedanken gemacht, ob meine Gäste mich mit blauen Striemen am Po weniger ernst nehmen würden. Also habe ich meine privaten Sessions so geplant, dass die Spuren genug Zeit zum Heilen haben, bevor ich wieder in schönen Dessous die lustvolle Bizarrlady bin, die euch ans Kreuz fesselt und … was auch immer mit euch anstellt. In diesem Text geht es nicht um eure Vorlieben, sondern meine!

Inzwischen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass meine privaten blauen Flecken ruhig in meinen beruflichen Sessions zu sehen sein dürfen. Sie gehören zu mir, sie machen mich oft sogar stolz und ganz ehrlich, sie sind ein Beweis dafür, dass ich am eigenen Leib weiß, wie sich meine Spielarten anfühlen und sie sogar selbst zu genießen weiß. Viele meiner Gäste geben mir das Feedback, dass sie sich von mir auf einer tiefen emotionalen Ebene verstanden fühlen. Ich vermute da einen Zusammenhang.

Und wenn ihr mein Gast sein wollt, und selbst auch gerne switcht, dann dürft ihr es gerne schade finden, dass der Rahmen der möglichen Spieldynamiken in den Sessions mit mir scheinbar „künstlich“ begrenzt ist. Denkt jetzt mal an eine Sache, die ihr wirklich gerne macht und die euch sehr am Herzen liegt. Und jetzt stellt euch vor, dass ihr das jede Woche beruflich macht. Klingt traumhaft – für eine Weile. Und dann fühlt es sich irgendwann auch mal nach Pflicht an und verliert an Reiz, oder? Gönnt mir bitte, dass ich Teile meiner Sexualität davor schützen will, dass sie sich jemals nach Pflicht anfühlen.

So, bis hierher habe ich nur über den Unterschied zwischen privaten und professionellen Sessions philosophiert. Das Ganze wird jetzt nochmal komplexer. Es kommt die Ebene von Content dazu. Diese Welt, in der ich ganz real mit Menschen Dinge tue, die sich andere Menschen dann später auf ihren Bildschirmen anschauen. Eine Ebene, auf der ich gemeinsam mit anderen Creator*innen viel mehr kreative Freiheit habe, als in den Sessions mit Gästen, in denen deren Fantasien, Vorlieben und Grenzen im Vordergrund stehen. Ich habe festgestellt, dass hier für mich nochmal ganz andere Regeln und Grenzen gelten, mit wem und womit ich mich vor der Kamera (und damit auch potenziell bei euch zuhause auf den Bildschirmen) wohl fühle.

Und bei alledem, Grenzen sind nicht statisch. Die Gründe dafür können vielfältig sein und sind am Ende auch gar nicht so wichtig. Ja heißt ja, nein heißt nein. Zurzeit nicht heißt, du darfst nachfragen, wann etwas eventuell wieder angeboten wird. Und was uns immer zur Verfügung steht, sind Pornos und die Fantasien in unseren Köpfen…

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