Zwischen Lachanfall und Qual

Gedanken übers Kitzeln

Zwischen Lachanfall und Qual

Für mich ist Kitzeln eine sehr intensive Spielart. Keine andere Praktik hat mir so oft mein Safeword entlockt. Dennoch, oder gerade deswegen, liebe ich mittlerweile was es mit mir macht – aktiv und passiv. Es ist toll den Körper des anderen zu erforschen, die kitzeligste Stelle zu finden und auch die jeweilige Kitzelpraktik mit der du die Stelle bearbeiten musst. Denn Kitzeln ist nicht gleich Kitzeln! Es kann mit Fingern gepikst, mit Fingernägeln gezwickt oder mit Hilfsmitteln gearbeitet werden: Metallkralle, Nadelrad oder elektrische Zahnbürste….es gibt unendlich viele Möglichkeiten.

Ich frage mich oft was Menschen dazu bewegt sich Kitzeln zu lassen oder es als aktiver Part zu betreiben. Vielleicht hilft es uns dabei loslassen zu können und befreit lachen zu dürfen und man fühlt sich mit seinem inneren Kind verbunden. Aktiv Kitzelnde lieben wahrscheinlich die heftige Reaktion die es beim Gegenüber erzeugt, ohne dass der Person dabei Schmerz zugefügt wird, denn auch wenn BDSM und Schmerz sehr häufig gemeinsam auftreten ist es nicht zwangsläufig so dass dies immer Bestandteil einer Session sein muss. Ein regelrechter Lachkrampf kann natürlich dennoch genauso anstrengend sein wie eine Runde Spanking. Der Körper schwitzt und windet sich und wie so oft werden die Grenzen ausgelotet.

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Meine erste einschneidende Erfahrung mit Kitzeln war unmenschlich

Denn eine Biene war Schuld. Vor vielen Jahren hat mich eine Biene unterm Fuß gestochen. Der Stich war am Anfang sehr schmerzhaft und entzündete sich. Der anschließende Heilungsprozess war von einem extremen Juckreiz begleitet. Schon bei leichtesten Berührungen hatte ich das Gefühl explodieren zu müssen! Ich habe jedoch irgendwann festgestellt, dass ich diese Reflexe kontrollieren kann und das war natürlich sehr befreiend und fühlte sich gleichzeitig seltsam genussvoll an. Ich habe daraufhin angefangen die Stelle unter meinem Fuß selbst zu berühren und eine mir bis dahin unbekannte Art der Befriedigung erlebt. Interessant war auch zu beobachten, dass mein Gehirn die sensorische Empfindung nicht dämpfte, denn sonst passiert ja eigentlich wenn man sich selbst kitzelt…rein gar nichts.

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Kathartische Befriedigung

Da sehe ich ebenfalls eine Parallele zum Schmerz oder zu anderen BDSM- Praktiken, wie auch Shibari oder Atemkontrolle. Man ist passiv und ausgeliefert und kämpft mit dem Kontrollverlust. Wenn die Kontrolle aber entgleitet ist das natürlich erlaubt und gewollt und dein Gegenüber geht darauf ein und fängt dich auf…oder stichelt noch etwas weiter. Je nachdem.

Nach längerem Kitzeln beginnt der Körper an allen möglichen Stellen zu vibrieren. Es fängt an im Gesicht, zwischen Nase und Mund und breitet sich wellenförmig aus. Manchmal habe ich dieses Empfinden auch bei Orgasmen, vor Allem bei denen die heraus gezögert werden. Überhaupt gibt es viele Ähnlichkeiten zwischen dem Post- Orgasmus- Gefühl und Kitzeln. Alle Nerven sind übermäßig stimuliert und es entgleist die Kontrolle über den eigenen Körper. Es ist schwer bis unmöglich die Bewegungen, die Mimik oder das Sprechen zu beherrschen. Zumindest ist es bei mir so. Ich habe aber auch Kitzelpartner*innen erlebt die Kitzeln weniger als Folter erleben und einfach nur herzhaft lachen und genießen. In jedem Fall ist es aber eine ganz besondere Art der Berührung, die oft unterschätzt wird. Vor Allem wenn sich etwas Zeit dafür genommen wird kann Kitzeln sehr intensive Gefühle und physische Reaktionen erzeugen. Der gesamte Körper ist eine erogene Zone und es lohnt sich diese zu erkunden.

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