Zwangsfeminisierung

Die Geschichte einer Verwandlung

Schon spannend, wie Menschen sich so verändern. Als Herbert zu seinem ersten Termin gekommen ist, hat die ganze Treppe gekracht unter seinen schweren Arbeitsschuhen. Irgendwas mit „Baustelle“ und „Stau“ hat er in seinen etwas struppigen Vollbart gemurmelt und sich gleich mal auf den bequemen Sessel gefläzt, auf dem ich sonst Platz nehme. Sein Blick wandert etwas unsicher durch den Raum, begutachtet die Einrichtung. Als er merkt, das mir auffällt, wie kritisch er die von uns abgemeißelte Ziegelwand betrachtet, überspielt er seine Verlegenheit mit einem gebelltem Kompliment. „Viel Arbeit, das!“
Ich nicke und schenke ihm ein Glas Wasser ein.
„Was führt Dich denn hierher?“

Entspannt liegt er vor mir auf dem Gynstuhl. Nackt. Schön fixiert.
Alle wichtigen Körperteile weit abgespreizt. Schweigsam ist er immer noch. Der etwas unsichere Blick und die Verlegenheit sind aber einem stillen inneren Glühen gewichen. Ich greife mir das Schüsselchen mit dem warmen Wasser und rühre die Rasierseife an.

Anstelle mir zu antworten, greift er umständlich in seine Tasche und fördert etwas zu Tage. Mit gesenktem Blick, reicht er mir in seinen rauen Arbeiterhänden ein feines seidenes Gespinst. Ich nehme das zarte etwas und entfalte es zu einem entzückendem Damenhöschen. Die Kategorie, die man im Laden immer nur kurz sehnsuchtsvoll betrachtet und dann beschließest, den dreistelligen Betrag doch lieber in etwas vernünftigere Kleidung zu investieren, als ein hauchzartes Nichts. Auch wenn es noch so sündhaft aussieht.
„Für mich?“ frage ich schon ganz ergriffen?
„Für mich!“ bellt der kräftige Hüne und schnappt sich sein Höschen. „Aber zu viel Frisur“ fügt er etwas erklärender hinzu.
Ich muss etwas Schmunzeln.
Die Rasur hat alleine schon eine habe Ewigkeit gedauert.

Gesicht, und ca. 85% des restlichen Körpers wollten von Haaren bereit werden. „Das nächste Mal nehmen wir Zuckerpaste“, währenddessen räume ich das Rasierzeug weg. „Geht schneller, wächst nicht so buschig nach!“ „Oh bitte, das tut doch weh“ protestiert mein rosa glänzender Riese. „Fühlt sich aber weich an“ beende ich die Diskussion.

Es dauerte noch eine gute halbe Stunde, bis ich den genauen Wunsch aus meinem Bauarbeiter herausbekommen habe. Er träumt von zarter, weicher Damenwäsche auf seiner Haut. Möchte Nylons spüren, mit schönen Strapsen. Ein Korsett und vielleicht sogar Make Up? Lange hat er davon geträumt, einmal zur Frau gemacht zu werden, zahlreiche Stunden mit seinen detailreichen Vorstellungen verbracht. Heimlich kauft er sich Frauenzeitschriften, vor allem die Vogue, betrachtet diese stundenlang. Er baue gerade einen Dachstuhl um – ein neues Schlafzimmer, mit einem begehbaren Kleiderschrank. Komisch, wie er fand, lebte der Typ doch alleine. Hatte aber bestimmt 20 Paar Highheels, in großen Größen noch dazu. Reich, exzentrisch, na und? das hat er sich gedacht. Aber dann hat er die Kiste gefunden, mit den alten Magazinen. Und dann hat ihn der Auftraggeber gefunden, wie er ganz versunken war, in das Heft vertieft. Wortlos hat der Boss ihm das Heft weggenommen, zur Mitte geblättert und ihm die Frau dort gezeigt. Nur war das gar keine Frau. Das war sein Auftraggeber. Das Ende vom Lied: er hat ihm meine Karte zugesteckt, ihm einen Termin empfohlen.

Make Up ist immer eine etwas heikle Angelegenheit. Aber Herbert hält still und manchmal hab ich das Gefühl, es schleicht sich ein heimliches Grinsen auf sein Gesicht, nur wenn ich nicht gucke, natürlich. Schöne lange Wimpern hat er. Und die frisch rasierte Haut macht sich gut. Etwas dezenter wird der Tenor, schließlich will ich meinen sanften Riesen mit der Brummelstimme nicht gleich verschrecken. Ein natürlich angehauchtes Tages Make Up sollte für den ersten privaten Auftritt genau das passende sein. Außerdem passt es gut zur goldbraunen Lockenpracht, die er sich ausgesucht hat. Ist aber auch eine wunderschöne Perücke.

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